Während Ausgangssperre und Pandemie: Polizei räumt Menschen ohne Wohnung

Zunehmende Repression gegen Wohnungslose in Offenbach.

In der Nacht vom 19. auf den 20. Dezember 2020 hat die Polizei drei Menschen aus dem nach einem Brand seit 2019 leerstehendem Wohnhaus (Waldstraße 18, Offenbach) geräumt. Zwischen 0:30 und 3:30 Uhr waren die Offenbacher Polizist*innen mit zeitweise sieben Gruppenkraftwagen vor Ort, unterstützt zunächst von Stadtpolizei und Feuerwehr, inklusive Leiterwagen. In das abgeriegelte Wohnhaus verschaffte sich die Polizei über ein Außengerüst Zutritt. Sie hat die dort Zuflucht suchenden Menschen über eine Drehleiter offenbar gegen deren Willen aus dem Gebäude geholt und Personalien aufgenommen. Danach wurden sie dem Winter und der Nacht ausgesetzt. Uns liegen mehrere Augenzeug*innenberichte zu den Vorgängen vor.

Den unter Zwang geräumten Personen, die dort Schutz vor der Kälte und Rückzug gesucht haben, wurde beides genommen. Sie gehören zu den zahlreichen Wohnungslosen, die während der Ausgangssperre nicht nur in ihrer Notsituation von staatlicher Seite allein gelassen werden, sondern zudem auch unter den Maßnahmen besonders leiden. Dass während der Ausgangssperre geräumt wurde, ist völlig unverhältnismäßig und perfide. Zu dem Zeitpunkt war es Menschen verboten, vor die Tür zu gehen: Weder war so eine mediale Begleitung möglich noch konnten die Betroffenen unterstützt werden.

Als Initiative für eine solidarische Stadt haben wir in den vergangenen Monaten immer mehr Fälle zugespielt bekommen, die die stetige Prekarisierung von Wohnungslosen verdeutlichen. Statt Schutzräume zu erhalten, erfahren viele nur zusätzliche polizeiliche Repression und rechte Gewalt. Sie bleiben auf sich alleine gestellt. Das kann so nicht weiter gehen! Wir fordern von der Stadt Offenbach einen solidarischen Umgang mit der Krise, Rückzugräume und Unterstützung für Wohnungslose statt Repression und Ausgrenzung!

Kontakt: los@riseup.net

Weitere Informationen: Im Offenen Brief von unseren Genoss*innen werden weitere, dringend nötige Maßnahmen für einen solidarischeren Umgang mit Corona ausgeführt: Lockdown für Lohnarbeit statt Ausgangssperre

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