Offener Brief: Daniele Ganser in der Stadthalle Offenbach

Vor einigen Tagen erfuhren wir von der Einladung und Veranstaltung von Daniele Ganser am 29.3 in der Stadthalle Offenbach. Wir als LOS, Offenbach Solidarisch, sind entsetzt über die Einladung und fordern die Stadt Offenbach, sowie die Stadtwerke Offenbach als Träger*innen des Veranstaltungsortes auf diese Veranstaltung zu überdenken und Daniele Ganser auszuladen.

Die Stadthalle Offenbach ist die drittgrößte Veranstaltungshalle im Rhein-Main Gebiet. Zu Beginn der Corona-Pandemie fanden die Stadtverordnetenversammlung und das Impfzentrum in ihr einen sicheren Ort. Ein Auftritt in der stadteigenen Halle stellt eine Legitimierung und Vernetzungsmöglichkeit für die Besucher*innen einer Veranstaltung dort dar. Von einer so großen Veranstaltungsinstitution ist zu erwarten, dass sie sich vorher anschauen, wem sie eine Bühne bieten. Auch aus anderen Städten wie Innsbruck und Dortmund gibt es Warnungen und Protest vor den Veranstaltungen von Ganser und seinen Fans.

Wenn Ganser in der Stadthalle eine Bühne bekommt, so wird die Stadthalle ein Raum für:

1. Antiamerikanismus, Antisemitismus und Verschwörungsmystik

Seit Jahren verbreitet Ganser ein Verschwörungsgebilde. Am Anfang von diesem stand die Relativierung des Terrorattentats am 11. September 2001. Er fabuliert über eine angebliche Einbindung der US-Regierung im Rahmen des Terroranschlags. Weiter unterfüttert Ganser sein Verschwörungsgebilde mit kruden Theorien zur Außenpolitik der USA besonders im Nahen Osten. Seine vermeintliche Kritik trägt dabei immer wieder implizit antisemitische Bezüge. Dies drückt sich auch in einer Nähe zu Verschwörungserzähler*innen wie Ken Jebsen aus. Nachdem die Corona-Pandemie und Corona-Leugner*innen das antisemitische Potential, sowie das Abdriften gesellschaftlicher Gruppen in Verschwörungserzählungen in der Gesellschaft deutlich aufzeigten, ist es uns schlichtweg unverständlich, weshalb Ganser eine Bühne in Offenbach bekommen sollte. Immer wieder werden Teile der Offenbacher Innenstadt mit antisemitische und neonazistischen Parolen beschmiert, sehr prominent vor einem Jahr. Für den Kampf gegen Antisemitismus reicht es nicht sich nach antisemitischen Schmierereien mit Opfern zu solidarisieren, vielmehr muss den Apologeten antisemitischer Propaganda der öffentliche Raum entzogen werden.

2. Querdenken

Ganser hielt nie einen Mindestabstand zu Querdenker*innen und Leugner*innen der Corona-Pandemie ein. Vielmehr bewegte er sich immer wieder in deren Umfeld und deutet eine Nähe zu diesen an. So war er beispielsweise auch Unterzeichner des Neuen Krefelder Appells, den auch der Querdenken-Initiator Michael Ballweg unterzeichnete. Sein Vokabular, dass eine Nähe zwischen Ungeimpften und Verfolgten des NS-Regimes aufmacht, ist schlichtweg als widerwärtig zu bezeichnen und verhöhnt die tatsächlichen Opfer der NS-Gewaltherrschaft.

3. Russische Invasion und Angriffskrieg gegen die Ukraine

Schon vor der völkerrechtswidrigen Invasion Russlands in die Ukraine beschäftigte Ganser sich mit geopolitischen Konflikten in Osteuropa. Dabei verbreitet er die These eines amerikanisch initierten Putsches in der Ukraine 2014 und relativiert ein eigenständiges Handeln von Ukrainer*innen. Dies steht in einer eindeutigen Nähe zur russischen Propaganda und lässt sich nicht anders als “Fake News” zusammenfassen. Beim Erwähnen der Invasions Russlands wird er nicht müde, die NATO Osterweiterung zu kritisieren und zeichnet damit ein Bild, in dem Russland nicht der Aggressor ist. Auch hier folgt er einem prorussischen und antiamerikanischen Narrativ.

Die Stadt Offenbach, sowie die Stadtwerke haben sich seit Anfang des Krieges eindeutig mit der Ukraine und denen von dort Geflüchteten solidarisiert. Ein Auftritt von Ganser ist auch als eine Drohung von Anhänger*innen des russischen Regimes an alle, die in Offenbach einen Zufluchtsort gefunden haben, zu verstehen. Wir erwarten von der Stadt Offenbach und den Stadtwerken, dass ihre zuvor gemachten Bekundungen zur Solidarisierung keine leeren Versprechen bleiben.

Unterstützter*innen des offenen Briefs:
VVN-BdA Kreisvereinigung Offenbach
Antifaschistische Basisgruppe Frankfurt am Main/Offenbach
AK069
Omas gegen Rechts Frankfurt

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